Flughafenstrasse
Lippisch und der DFS-Windkanal
Nach Ende der französischen Besatzungszeit, in den 1930er Jahren, war der Flugplatz Griesheim eine Hochburg des Segelflugs und der Luftfahrtforschung. Viele Entwicklungen im Flugzeugbau, die heute noch Gültigkeit haben, wurden hier entwickelt. Die »Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug« (DFS) gehört zu den Pionieren der Luftfahrttechnik. Sie ging 1933 aus der 1924 zur Förderung der Segelflugbewegung gegründeten »Rhön-Rossitten-Gesellschaft« hervor, wurde 1937 in »Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug« und im November 1941 in »Forschungsanstalt Ernst Udet« umbenannt. Mit Kriegsausbruch 1939 wurde die DFS zuerst nach Braunschweig, 1940 dann nach Ainring verlegt.
Im Bild ist der ehemalige DFS-Windkanal im östlichen Bereich des »Stars and Stripes«-Geländes zu sehen. Das Portrait links zeigt Alexander Lippisch, Konstrukteur von Segel-, Raketen- und Düsenflugzeugen. Nach dem zweiten Weltkrieg ging er im Rahmen der »Operation Overcast« in die USA und arbeitete unter anderem für Convair. In den Fünfzigern produzierte die Universität Iowa mit ihm die Lehrfilme »The Secret of Flight« – schauen sie weiter unten einmal hinein.
The Stars and Stripes-Compound
1942 wurde die Zeitschrift der amerikanischen Truppen in London
wiedergegründet. In Griesheim hatte die »European Edition« ihren Sitz seit dem 27. September 1949. In der ehemaligen Fliegerkaserne von 1913 nahe dem Flugfeld waren Redaktion, Druckerei und Finanzabteilung untergebracht. Die Auflage erreichte in den Fünfzigerjahren 100.000 Stück. 2000 ging die Auflage stark zurück, die Druckerei wurde geschlossen. 2008 verließ das Team der »Stripes« Griesheim und zog nach Kaiserslautern.
Der Text im Bild stammt aus der Ausgabe vom 18. April 1967:
»Im September 1949 fand die Stripes schließlich ihr endgültiges Zuhause in einem Gebäudekomplex am Rande eines ehemaligen Flugplatzes der Luftwaffe in Griesheim, gleich auf der anderen Seite der Autobahn von Darmstadt.«
MEDEVAC
Am 25. März 1945 erreichten amerikanische Truppen Griesheim und Darmstadt. Flugplatz und Truppenübungsplatz wurden konfisziert, der Flughafen wurde zum »Griesheim Army Airfield«. Bis 1992 waren hier verschiedene Rettungshubschrauber-Einheiten stationiert. Als Rufzeichen nutzten sie das hierfür in der US Army übliche »Dust Off«.
Stars and Stripes berichtete am 24. Mai 1965:
»Die nächste Station war Captain McLain G. Garret, Kommandant des 4. Zuges der 471st. Die Einheit ist Teil der 31st Med Gp. Ihre Hauptaufgaben sind die medizinische Notevakuierung aus der Luft im Raum Frankfurt-Darmstadt und die Verlegung von Patienten zwischen Krankenhäusern in USAREUR. Die Evakuierungsanfragen werden vom Medical Regulating Officer (MRO) auf dem Fliegerhorst Rhein-Main und den umliegenden Ambulanzen entgegengenommen. Der 4. Zug ist das ganze Jahr über 24 Stunden täglich einsatzbereit. Seine vier HU1B Iroquois-Hubschrauber, die jeweils drei Tragen oder sieben ambulante Fälle transportieren können, werden von Piloten und Crew Chiefs in Bereitschaft gehalten. Ein medizinischer Techniker begleitet jeden Flug.«
NIKE 1964
Trotz der Bürgerproteste wurden in Griesheim ab 1957 Nike-Flugabwehrraketen vom Typ »Ajax« und »Hercules« stationiert. Beide Versionen konnten sowohl mit konventionellen als auch atomaren Sprengköpfen ausgerüstet werden. Während des Kalten Kriegs wurde der Griesheimer Flugplatz damit zur Raketenstellung. Dies endete mit der Außerdienststellung der Raketen 1985. Heute liegen die verlassenen Hangars und Bunker im Naturschutzgebiet.
Der Text im Bild ist einem alten Handbuch entnommen:
»5-2. 1 ALLGEMEINES. Die Nike-Hercules-Rakete, MIM-14B, besteht aus einem Raketenkörper und einem Block von Raketenmotoren. Die Gesamtlänge beträgt etwa 39 Fuß [ca. 11 m] und das Bruttogewicht etwa 10.700 Pfund [ca. 4,8 t]. Beide Stufen verwenden Festtreibstoffmotoren. Die Nike-Hercules hat eine Dart-Konfiguration.«
Hessenflieger und Darmstadt Flying Club
Griesheim ist die Heimat des ältesten Flughafens Deutschlands. 1908 von August Euler auf einem Teil des Truppenübungsplatzes gegründet und im Laufe der Zeit vorwiegend militärisch genutzt.
Aber auch zwei Clubs nutzten den Flugplatz: Am längsten die »Hessenflieger«, 1924 in Darmstadt gegründet und der von zwei US-Offizieren 1961 ins Leben gerufene »Darmstadt Flying Club«. Diese durften den Flugplatz bis zum Abzug der amerikanischen Truppen bis 1992 nutzen. Beide Clubs haben heute ihren Sitz in Egelsbach. Mittlerweile ist das Gelände Naturschutzgebiet und wird von der Technischen Universität Darmstadt zu Forschungszwecken genutzt. Die Erinnerung an die Geschichte hält der »Förderverein August-Euler-Luftfahrtmuseum e.V.« aufrecht.